Wirtschaft im Fokus des Wandels

Vom Shareholder-Kapitalismus zur Stakeholder Economy

Wirtschaftliche Tätigkeit kann ganz unterschiedlich in der Gesellschaft verankert sein. In der mittelalterlichen Ständegesellschaft wurden die Menschen quasi in einen Beruf hineingeboren und das Wirtschaften war streng reguliert. Mit Beginn der Neuzeit fielen im beginnenden Kapitalismus diese Schranken. Grenzenloses Wachstum und unermesslicher Reichtum wurden zu den Idealen der Gesellschaft, mainfestiert im "American way of life". Bereits im letzten Viertel des vergangenen Jahrhunderts begannen die Warnungen vor den Gefahren dieses Wegs durch den "Club of Rome". Und heute stehen wir vor den Trümmern einer beginnenden ökologischen Katastrophe, die unsere Erde durch Erwärmung, Artensterben und Verlust an Biomasse in eine unbewohnbare Wüste zu verwandeln droht.

Was also sind die Ursachen und wie kann man sie bekämpfen?

Was ist Shareholder-Kapitalismus?

Der Shareholder-Kapitalismus ist die Form der Wirtschaftsordnung, in der die Interessen des Anteilseigners eines Unternehmen über allen anderen Interessen stehen. Stark ausgeprägt war diese Form im Manchester-Kapitalismus des 19. Jahrhunderts, als die kapitalistische Wirtschaftsweise begann. Die Folge waren sowohl große wirtschaftliche Turbulenzen als auch starke soziale Unruhen. Und stark ausgeprägt ist dieser Interessensvorrang auch wieder in der heutigen sog. neo-liberalen Wirtschaftsordnung, die vor allem in den 1980er-Jahren durch diverse Urteile in den USA zur einklagbaren Norm erhoben wurde. Damit wurde die Renditemaximierung sowohl bei der jährlichen Dividende als auch bei der Steigerung der Börsenkurse zur alleinigen Richtschnur unternehmerischen Handelns.

Wie wirkt Shareholder-Kapitalismus?

Die Theorie der neo-liberalen Ökonomen lautet, dass durch den Vorrang der Renditeziele die Unternehmen erfolgreich seien und damit Reichtum aufgebaut würde, der sich damit auf den gesamten Staat bzw. die Gesellschaft verteile. Der "freie" Markt sorge so für Wachstum und Wohlstand. In der Wirklichkeit aber hat sich das aber als untauglich und großer Bluff erwiesen.

Die hemmungslose Ausbeutung der Ressourcen, die Konzentration von Kapital und damit Macht in den Händen von immer weniger Menschen und die fehlende Verpflichtung zum Gemeinwohl haben ökologisch, gesellschaftlich und sozial zu so großen Problemen geführt, dass die Welt, wie wir sie jetzt noch kennen und damit der Wohlstand aller massiv bedroht sind. Und es geht um nicht weniger als unser aller Überleben.

Shareholder-Kapitalismus bedroht also unser Leben in einem zerstörerischen Ausmaß.

Der notwendige Wechsel

Wenn also unsere Existenz durch die Art unseres Wirtschaftens so bedroht ist, wie es uns Wissenschaft und Lebensumstände zeigen, dann müssen wir über eine andere Wirtschaftsverfassung nachdenken. Dabei gibt es einige sehr gefährliche Modelle, die leider die gleichen Auswirkungen wie der Shareholder Kapitalismus haben. Das sozialistische oder gar kommunistische Modell zeigen uns, dass die Machtkonzentration in den Händen Einzelner, die Beschränkung privater Kreativität und Freiheit und der Versuch zentraler Steuerung ebenso ins ökologische, gesellschaftliche und ökonomischeVerderben führen. Besser wäre da schon das Modell der Erhardt'schen sozialen Marktwirtschaft, dem aber eine wesentliche Komponente fehlt: die ökologische.

Wir dürfen also die Lösung für unser Überleben nicht in den Modellen der Vergangenheit, sondern in den Anforderungen der Zukunft suchen. Oberste Priorität hat die ökologische Krise, denn wir zerstören immer rapider unsere eigenen Lebensgrundlagen. Die zweite Priorität liegt in der sozialen Krise, denn darauf baut unser gesellschaftlicher Fortbestand. Die Wirtschaft muss sich also der Ökologie und dem Gemeinwohl unterordnen.

 

Der Kreislauf als Lösung

Unsere gesamte Wirtschaft baut auf den ökonomischen Modellen permanenten Wachstums. Da das bei begrenzten Ressourcen nicht funktionieren kann, müssen wir schnellstens in eine Kreislaufwirtschaft übergehen. Ökologische Systeme zeigen uns da den Weg, denn dort wird alles wiederverwertet, was die einzelnen Teile eines Ökosystems für sich nutzen. Für jeden "Abfall" gibt es einen Verbraucher, der diesen nutzt und Wachstum ist nur in bestimmten Grenzen möglich, weil die Regelprozesse im System Grenzen setzen. Vielfalt ist dabei ein entscheidender Faktor, denn die Erfahrung zeigt, dass eine hohe Diversität eng mit der Stabilität und Resilienz eines Ökosystems korreliert.

Die Lehren für die Wirtschaftsordnung: Kollaboration, Resilienz und Qualität sind die wichtigsten Ziele für eine neue Kreislaufwirtschaft.